Borne,Sternberg

Die Flämingdörfer Borne und Bergholz


Richard Sternberg und Rudolf Kühne

Inhalt

1. Die Borner Mühle .
2. Die Gasthöfe in Bergbolz und Dome .
3. Die Schmiede in Dorne
4. Die Villa in Dorne
5. Wasser und Feuer
6. Wasserversorgung in Bergholz
7. Soziale Einrichtungen
8. Das Schulgebäude in Dome
9. Der Bahnhof Dorne
10. Mandel und Handwerk in Bergholz
11. Melioration
12. Standesamt
13. Erste Erwähnung
14. Aus dem kirchlichen Bereich nach 1980
15. Die Leichenhalle in Dorne
16. Zu den Sitten und Bräuchen
17. Vertrag über den Gemeindebuilenin Dome
18. Überdas Gehöft Heinz Wernicke in Dorne 1885
19. Namen der Eigentümer - Dome 1840 bis 1987
20. Krieg und Geldentwertung
21. Der zweite Weltkrieg
22. Die Kdegsjahre 1939 bis 1945 in Dome
23. Aus dem zweiten Weltkrieg nicht heimgekehrt
24. Vom Kriegsende
25. Erinnerung an das Frühjahr 1945
26. Aus der Nachkriegszeit
27. Veränderungen in der Landwirtschaft 1945 - 1986
28. Probleme in der Landwirtschaft nach 1949
29. Familien verlassen ihren Bauernhof
30. Bericht am 20.08.1985 i~ber die Bodenreform
31. EinIges aus den Jahren 1956 bis 1957
32. Das individuelle Vieh
33. Bericht anläßlich der 30-Jahr-Feier der LPG T Dergholi
34.Die Slll-eine lnvestruine
35. In Bergholz wird gebaut
36. Straßenbau
37. Aus der Politik
38. Bergholz verändert sich
39. Neue landwirtschaftliche Anlagen entstehen
40. Spezialisierte Produktion
41. DerUmgang mit dem Wald
42. Dorne in den letzten Jahren
43. Die letzten Jahre in Bergholz
44. Zu den Autoren

Zum Autor

Richard Sternberg


5.9.1919 geb. - 29.4. 1990 gest.
Er ist in Borne geboren, dort in die Volksschule gegangen, zuerst in der Bauemwirtschaft der Eltern gearbeitet, später in der eigenen. Schließlich wurde er Genossenschaftsbauer und leitete zeitweise die LPG Typ I. Von 1952 bis zu seinem Tode war er Kirchenältester. Außerdem war er mehr als 30 Jahre als Schadensschätzer bei der Versicherungsanstalt tätig, und bei Schäden durch Frost, Hagel, Wasser und Sturm war sein Rat in den Dörfern gefragt. An der Chronik arbeitete er ab 1984 besonders in den Wintermonaten. Anfangs schrieb seine Frau für ihn, später eine Angestellte aus dem LPG-Büro. Sie kam mit der Schreibmaschine in seine gute Stube, und er diktierte aus seinen Aufzeichnungen. Sein Wissen über die heimatkundlichen Ereignisse war besonders bei Veranstaltungen der älteren Einwohner gefragt.
Er begründet sein Anliegen im Jahre 1984 folgendermaßen:
"Wie Pfarrer Silkenstädt 1909 in seinem Vorwort zu der von ihm geschriebenen Chronik der Flämingdörfer Borne und Bergholz, berichtete, so will auch ich beginnen: "Es war nach der Abendmahlsfeier Erntedankfest 1982 als der schon ein Jahr später verstorbene Pfarrer Meiburg von dem Gemeindekirchenrat von Borne die Aufforderung erhielt, er möge die Geschichte der beiden Dörfer Borne u. Bergholz weiterschreiben.
Ich will versuchen, alles in Kurzfassung und in Borner Art zu schildern. Mögen diese Zeilen dazu beitragen, die Liebe zu unserer Heimat zu stärken und die Achtung vor der Arbeit des anderen zu erhalten."
Quellen für seine Arbeit waren neben den vielen Gesprächen im Ort:

Kirchenakten

Hermann Silckenstädt, Pastor zu Bome: Geschichte der Flämingdörfer Borne und Bergholz, 1913 Chronik, gedruckt Rudolf Röhr, Pfarrer zu Borne: Chronik als Maschinenschrift, inzwischen zweite Auflage veröffentlicht.
Familien verlassen ihren Bauernhof
In der II. Parteikonferenz der SED 1952 (Sozialistische Einheitspartei) wurde der Beschluss gefasst, die Landwirtschaft in Produktionsgenossenschaften zusammenzuschließen. Man suchte Wege, die Bauern zum Eintritt zu bewegen. Dass diese sich nicht freiwillig entschließen würden, ihr Eigentum in kollektive Hände zu legen, war wohl der Staatsführung klar. In Borne wurden am 9. Februar 1953 fünf Betriebe, die Schwierigkeiten mit dem Abgabesoll hatten, in einer ÖLB (Örtliche Landwirtschaftsbetriebe) zusammengeschlossen. Sie konnten in ihrem Haus wohnen und gemeinsam mitarbeiten. Das Abgabesoll von drei Betrieben war jetzt nicht höher als vordem von einer Wirtschaft. Die staatlichen Organe suchten Gründe, den Besitzern irgendeine Schuld vorzuwerfen. Als im Frühjahr 1953 bei dem Schwiegersohn der Witwe Näthe in einer Kartoffelmiete, die am Wasserberg lagerte, an einigen Stellen ein Zusammenfall beobachtet wurde, waren staatliche Organe sofort zur Stelle. Das reichte aus. Der Schwiegersohn Reinhold Rohde, der mit seiner Frau für einige Tage in die Prignitz, seine Heimat, gefahren war, ahnte nicht, als er Ende März 1953 auf dem Borner Bahnhof aus dem Zug stieg, dass er mit dem nächsten Zug gleich wieder nach West-Berlin fahren würde. Nicht Unbekannte haben ihn am Bahnhof erwartet, um ihm mitzuteilen, dass ihn ein Gerichtsverfahren erwarte. Die junge Frau kehrte allein ins Elternhaus zurück. Da sie im Dezember 1952 Zwillinge geboren hatte, die noch im Brutkasten, ich glaube im Krankenhaus Brandenburg, waren, fiel ihr der Entschluss sehr schwer, ohne die Kinder mit Mutter und Schwester dem Ehemann kurze Zeit später nach West-Berlin zu folgen.
Frau Bendin, die ich schon in mehreren Kapiteln erwähnt habe, brachte erst ein Kind, nachdem es aus dem Krankenhaus entlassen werden konnte, den Eltern, die schon in der Bundesrepublik waren, per Flugzeug nach, später auch den zweiten Sohn.
Am 31. März 1953 wurde der Landwirt Emil Handrich wegen Rückstand beim Ablieferungssoll verhaftet. Ich erinnere mich noch sehr genau an jenen Märzabend 1953. In der Gaststätte war zu einer Gemeindeversammlung von dem damaligen Bürgermeister Heinz Schüler eingeladen worden. Da es in Borne üblich war, bei trockenem Wetter einfach mit Filzpantoffeln in die Gaststätte zu gehen, so taten wir es auch an diesem Abend. Wie üblich wurden bis zum Beginn der Versammlung Karten gespielt. Emil Handrich, Otto De la Barre, Martin Herzog und Erich Wiedefeld saßen am runden Tisch am Ofen und spielten ihren Skat.
Die Versammlung hatte noch nicht begonnen, als ein Auto vor dem Gasthaus anhielt und zwei ziemlich verwilderte junge Männer in die Gaststube eintraten. Sie suchten nach Emil Handrich. Er mußte die Karten aus der Hand legen und mit Filzpantoffeln in das Auto steigen. Es fuhr in Richtung Belzig. Ich sehe es heute noch deutlich, wie Otto de Labarre die Karten auf den Tisch warf und sagte: "So, nun wissen wir Bescheid." So sehr sich der Bürgermeister auch bemühte, die Versammlung war
geplatzt. Erst später wurde es uns klar, warum das alles so geschehen musste. Unruhe, Unsicherheit und Angst beherrschte das Dorf. Schon Ende 1952 merkten die Menschen, dass irgend etwas passieren würde. Der Kreisparteisekretär Erwin Skeib aus Belzig hielt auf den Versammlungen nicht gerade ermutigende Vorträge. Er war ein gefürchteter Mann. Einer von seinen lnstrukteuren hatte den Spitznamen Jagdhund. Er war etwa 26 Jahre alt und erschien meistens in einem blauen Hemd der Freien Deutschen Jugend. Als ich ihn einmal auf dem Belziger Weg sprach, erklärte er mir: "Nun fahre ich nach Borne Kulakken jagen." Ich merkte wohl, mit welcher Schadenfreude er seinen Auftrag ausführte. Ja, das Jahr 1953 war ein großes Bauernsterben. Damit es schneller "voranging", holte man in fast jedem Dorf einen der Großbauern ab. Panik brach aus, vermutlich wollte man, dass die Bauern das Land verlassen.