Glien

Zur Geschichte der Flämingdörfer Hagelberg und Klein Glien

zusammengestellt von Walter Schmidt

Inhalt

Eine Klasse der Förderschule schreibt 1998
Der Neuanfang 1945
Bezirksbürgermeistereien Umsiedler im Dorf
Die Bodenreform in Klein Glien
Die Durchführung des Neubauern-Bauprogramms Verlassene Gehöfte Einwohnerzahlen Die Zeit der „freien Bauern" Kulturgeschehen nach 1945
Meine Zeit in Hagelberg (Erhard Flechner)
VEG wird Saatbaubetrieb VEG Saatzucht und die Kommune Strukturveränderungen bahnen sich an Übergang zu SYNANON Die erste Dorfakademie der DDR in Hagelberg Als Lehrling im VEG Hagelberg (Gabriele Wallich)
Über die Gründung der VdgB 1946
Die Währungsreform im Mai 1948
Zur Entwicklung der MAS
Aus der Chronik der Heimatschule Hagelberg (Christa Strauch)
Einweihung am 4.3.1957 - Perspektivplan Rückschau auf das Schuljahr 1956/57 Tagebuchnotizen Schuljahr 1957/58 Erinnerungen an meine Schulzeit (Elfriede Dubrikow)
Aktivitäten im Dorf
Unser Kindergarten Der Dorfkonsum Aktion „Sammelt Steine für den Rostocker Überseehafen" Zur Wasserversorgung in unserer Gemeinde Die Entwicklung der Feuerwehr von 1945 bis heute (Manfred Wallich) Bernhard Michalik erinnert sich - Bürgermeister in Hagelberg Bürgermeister in Hagelberg
Zuschriften nach Veröffentlichung der Chronik, Teil 1
Wolfsburg, Dresden, Brück, Rostock, Berlin, Oranienburg Die Mühle von Hagelberg Nun wollte ich... (B.v.Tschirschky) Grüße aus dem Haus „Klein Glien"(Renate v.Tschirschky) Seit unserer Jugend ... (Dr. Horst Labitzke) Eine neue Heimat (Gerd und Diana Weyhrauch)
Erneuerungsarbeiten an der Kirche Klein Glien (Alfred Schirge)
Zufälle spielen im Leben oft eine große Rolle (Burghard Grüneberg)
Wie kommt man zur Jagd? (Erhard Flechner)
Die Jagd in der Gemarkung Klein Glien (Horst Gutschebauch)
Geflügelhaltung
Karin Herm - Ansprechpartnerin für Selbsthilfegruppen
Die Zeit der landwirtschaftlichen Produktionsgenossenschaften
Die Gründung der ersten LPG Die Zeit der Handtuchflächen war vorbei Einbringung der Inventarbeiträge Anschluß der LPG nach Borne und Hagelberg Was wird nun mit der Landwirtschaft (Brigitte Müller)
Hagelberg und Klein Glien verändern sich
Erneuerung der Dorfstraße - Bau der Leichenhalle Und was wird mit dem Hagelberg? Die Nutzung des Gutshauses nach 1990 Gutspark und Weinberg in Klein Glien Die Dorferneuerung kommt ins Gespräch Hermann Senst aus Glien - ein Wiedereinrichter SYNANON - ein Leben ohne Drogen Polterhochzeit 1998 - das ganze Dorf feiert mit
Frau Mumme aus Hagelberg erzählt
Dank

Walter Schmidt - Chronist und Zeitzeuge

Über 80 Jahre lebe ich nun am Fuße des Hagelbergs im Herzen des Hohen Flämings. Mein besonderes Interesse galt der wechselvollen Geschichte meiner unmittelbaren Heimat. Mich interessierte immer schon, was Chronisten aus der Vergangenheit aufgeschrieben hatten. Aus eigenem Erleben setzte ich manches hinzu. Wenn es dazu dient, den Alten die Erinnerung aufzufrischen und den Jungen anschauliche Bilder der heimischen Vergangenheit zu vermitteln, so geht mein großer Wunsch, Wissen und Erleben in die Zukunft zu tragen, in Erfüllung.
Wenn Besucher nach Glien kommen, gehe ich gern mit ihnen durch unser Dorf und erzähle von seiner Geschichte. Bei Führungen in der Kirche lasse ich kurz auch die Glocke läuten. Unsere Einwohner wissen dann, dass wieder Gäste die schöne Kirche ansehen und sie dulden es. Ich bin am 19. Februar im Kriegsjahr 1916 in Klein Glien geboren. Die Volksschule besuchte ich acht Jahre von 1922 bis1930 und wurde am Ende der Schulzeit in der Gliener Kirche konfirmiert. Danach war ich in der Landwirtschaft meiner Eltern tätig. Im Winterhalbjahr 1937/38 kam ich zum Reichsarbeitsdienst, im Herbst 1938 zum zweijährigen aktiven Wehrdienst. Als im Herbst 1939 der zweite Weltkrieg begann, wurde ich bei einer Reserve?Flakeinheit zur Luftabwehr eingesetzt. Ende Dezember war mein Fronteinsatz beendet, 1944 durch Granatsplitter verwundet, kam ich ins Lazarett, im Januar 1945 schließlich in das Reserve?Lazarett Belzig.
Kurz vor Kriegsende wurde ich nach Hause entlassen. Nach der Genesung war ich in der elterlichen Wirtschaft tätig. Von 1934/38 war ich Mitglied in der Freiwilligen Feuerwehr. Im Herbst 1945 wurde ich von der sowjetischen Kommandantur zum Ortsältesten ernannt, bis Dezember 1946 blieb ich Bürgermeister von Klein Glien. Dann kamen noch so einige andere Aufgaben hinzu: Man wählte mich in den Vorstand der Vereinigung der gegenseitigen Bauernhilfe des Ortes und in den Aufsichtsrat der Raiffeisengenossenschaft Belzig. Ab 1947 arbeitete ich im Vorstand der Raiffeisen?Molkereigenossenschaft Belzig, ab Januar 1947 im Vorstand der Gemeindevertretung des Ortes.
Am 15. März 1947 heiratete ich mit 31 Jahren. Anfang Juli 1948 übernahmen wir die elterliche Wirtschaft. Beide Eltern sind im Januar 1956 verstorben. Im April 1960 erfolgte die Gründung der LPG Typ I "Am Petersberg". Ich willigte ein, den Vorsitz anfangs zu übernehmen. Mit der Gliener Kirche war ich seit der Kindheit verbunden, steht sie doch nur wenige Schritte von unserem Haus entfernt: Seit 1947 war ich im Gemeinde?Kirchenrat Klein Glien ? Hagelberg tätig. Gleichzeitig in der Kreissynode Belzig ? Niemegk bis 1996.
Im Januar 1962 erfolgte der Zusammenschluss zur LPG "Saatbau", bis Dezember 1970 war ich dort als Hauptbuchhalter tätig. Januar 1971 erlebte ich den Zusammenschluss mit LPG "Vorwärts" Borne, dort war ich bis 1975 in der Buchhaltung tätig. Als im Januar 1976 mit der Trennung in LPG Pflanzenproduktion (KAP) und LPG Tierproduktion "1. Mai" Bergholz begonnen wurde, war ich wiederum als Buchhalter und Milchleistungsprüfer angestellt oder als Gutachter für Elementarschäden bei der Staatlichen Versicherung Belzig zeitweilig abgestellt. Ich arbeitete bis 1986 in diesem Betrieb, also bis in mein siebzigstes Lebensjahr hinein. Es war wirklich ein bewegtes Leben mit vielen Veränderungen in unseren Orten und vor allem in der Landwirtschaft.
Ab 1990 habe ich mit der handschriftlichen Arbeit an der Chronik der Flämingdörfer Klein Glien ? Hagelberg angefangen.
Im Oktober 1996
Walter Schmidt
Nachsatz
Als beide Teile der Chronik gedruckt waren, begannen auch die Kamingespräche im sanierten Gutshaus. Walter Schmidt legte eine Materialsammlung an und übergab dann, als er merkte, dass seine Kräfte schwächer wurden, alles in meine Hände. Es war sein großer Wunsch, dass die Kamingespräche weiterleben. Im Jahre 2003 ist Walter Schmidt verstorben.
Helga Kästner 2004

Die Gliener Kirche und ihre Förderer

Im Jahre 1665 ist von dem "Oberst" Brandt von Lindau der Grundstein zu der jetzigen Gliener Kirche gelegt worden. Die im Kirchturm hängende Glocke stammt aus dem Jahre 1589, sie wurde von dem Glockengießer Heinrich Borselmann gefertigt, welcher in Magdeburg wohnte. Sie trägt die Inschrift "Selig sind, die Gottes Wort hören und bewahren." Jener Jobst, Christoph Brandt von Lindau ist im Jahre 1702 im Alter von 79 Jahren in Klein Glien verstorben und in der Kirche beigesetzt. Ihm zum Gedenken ist ein Marmorgrabmal in der Kirche errichtet. Ebenso eines seiner ersten verstorbenen Frau. Beide Grabmale, rechts und links des Altars, stehen unter Denkmalschutz.
Nach seinem Tode erbte das Gut Glien ein Verwandter, Heino Friedrich von Brandt. Er behielt es aber nicht lange, da er hoch verschuldet war. Als dieser 1730 starb, erbte es der General von Brandt. Dieser scheint es aber nicht gerade ins Herz geschlossen zu haben. Auch in Groß Glien ließ er einiges neu erbauen. Groß Glien hatte zu dieser Zeit 35 Einwohner, unter anderem eine Schäferfamilie. Der "General" überließ das Rittergut Klein Glien für 8000 Thaler auf sechs Jahre Wiederverkaufs?Summe einem dänischen Rittmeister oder Landdroßt Georg, Ludwig von Zerbst, wozu nicht die Besitzung von Groß Glien gehörte.
Es ist unklar, ob später noch ein Lebrecht von Lattorff Besitzer von Glien war. In Lübnitzer Kirchenbüchern wurde dieser nach 1742 erwähnt. Später, bis zum Jahre 1754, sind dann Verpachtungen eingetreten. Danach ist Glien wieder in ein Erbe verwandelt worden. Es wurde von der Witwe des Generals von Brandt bis zu ihrem Tode 1755 verwaltet.
Der Viehbestand belief sich um 1740 auf 6 Pferde, 5 Ochsen, 5 Stiere, 22 Kühe und 550 Schafe. Es waren damals 18 Wirte, darunter zwei Leinweber, ein Schuster, ein Stellmacher und ein Schneider im Ort ansässig.
In der Zeit des siebenjährigen Krieges (1756 bis 1763) waren die Auswirkungen sehr zu spüren. Große Kriesgschäden hat besonders Klein und Groß Glien in den Oktobertagen 1760 betroffen. Diese waren sehr verhängnisvoll. An jenen Tagen wurden 146 Stück und später nochmal 108 Schafe, ein Pferd und vier Ochsen weggenommen. Durchziehende Truppen plünderten. Der Schaden wurde auf ca. 900 Thaler berechnet.
Im Jahre 1760 bis 1761, aber noch einmal 1764 trat eine verheerende Seuche so furchtbar auf, dass in Klein und Groß Glien von 87 Stück Rindvieh 33 Stück, von 30 Ochsen 5 Stück und von 24 Kühen 4 Stück der Seuche zum Opfer fielen. Es ist anzunehmen, dass die verendeten Tiere damals in der danach benannten "Schinderkiete" an der Wiesenburger Straße weit weg vom Ort vergraben wurden. Vermutlich trifft das auch für den im Ort Hagelberg gelegenen "Schindergrund" zu. Es gab zu der Zeit sicher noch keine Abdeckerei. Sicher ist, dass ganze Wirtschaften ruiniert waren. Man hat Kossäten?Gehöfte für 25?40 Thaler verkauft, viele Kossäten gingen auf Tagelohn zum Gut. Von 1755 bis 1765 gehörte das Gut Glien zu dem von Watzdorffschen Güterkomplex, der von Mahlsdorf aus verwaltet wurde. Es kam aber 1775 bis 1806 durch einen Teilungsrezess zum Besitz der Familie von Treyden.
Auf der Rückwand des Altars der Gliener Kirche ist geschrieben, dass im Jahre 1790 die höchst baufällig gewesene Kirche in gegenwärtigen Zustand gesetzt und ganz ausgebaut worden ist von einer Frau Kammerherrin von Treyden.
Auch die im Jahre 1791 von dem Orgelbauer J. W. Grüneberg aus Brandenburg erbaute Spätbarockorgel steht seit der Zeit in der Gliener Kirche, ein Geschenk von Frau von Treyden. Durch Verheiratung dieser Erbin mit einem Levin Ludwig von Tschirschky und nach deren Tod im Jahre 1806 wurde von diesem Zeitpunkt das Gut Eigentum der Familie von Tschirschky bis zur Bodenreform nach dem Ende des zweiten Weltkriegs.
Zunächst war es 1806 noch verpachtet.
Aus den Kirchenbüchern können die Namen der Pfarrer entnommen werden. Sie kamen aus den Nachbargemeinden: Ab Januar 1774 amtierten im Pfarramt Lübnitz Pastoren, die auch zuständig für Hagelberg und Klein Glien waren. Ab 1908 kam der Pfarrer überwiegend aus Borne.
von 1774 ... Pfarrer Joh.Friedrich Stein bis 1799 ..Lübnitz
" 1800?1823 .. Pastor Karl Heinrich Börhel, ..Lübnitz
" 1824?1843 .. Pastor Thon ... Lübnitz
" 1844?1874 .. Pastor Brohn ... Lübnitz
" 1875 1880 .. Pastor Tischer ... Lübnitz
" 1875?1880 + ... (Pf.Kunz) Fähndrich ... Wiesenburg
" 1880?1885 ... Pastor Pfeiffer ... Lübnitz
" 1886?1899 ... Pastor Scheele ... Lübnitz
" 1900?1905 ... Pastor Goede ... Lübnitz
" 1905?1908 ... Pfarrer Schulte ... Lübnitz
" 1908?1911 ... Pfarrer Silkenstaedt ... Borne
" 1912?1926 ... Pfarrer Wauer ... Borne
" 1926?1963 ... Pfarrer Rudolf Röhr ... Borne
" 1964?1965 ... Pfarrer Mechling ... Borne
" 1966?1967 ... (Pf.Kunz) Gümbel ... Wiesenburg
" 1967?1983 ... Pf. Fr. Wilhelm Maiburg ...
Borne " 1984?1985 ... (Pf.Kunz) Meissner ... Lütte
" 1986?1995 ... Pfarrer Heiner Ullmann ... Borne
" 1996 ... Pfarrer Kautz ... Reetz
Das Gut unter der Herrschaft derer von Tschirschky im 19. Jahrhundert
Der älteste Sohn des Ludwig von Tschirschky, ein Levin von Tschirschky und späterer Landrat, übernahm im Jahre 1818 das Gut Glien. Er erbaute 1822 das jetzige sehr zweckmäßige und geschmackvoll eingerichtete Wohnhaus und bewohnte es ab 1823. Er kaufte noch einen Garten östlich vor dem Gutshaus, um dort eine englische Parkanlagen herstellen zu lassen. Außerdem ließ er verschiedene Verbesserungen und Verschönerungen an Wegen, Gärten, Alleen, an Gut und Dorf ausführen, so dass Klein Glien, wenn es auch nicht groß war, doch zu den angenehmsten Ortschaften der Gegend gehörte. Die schöne Lindenallee, welche einen Teil der Hauptdorfstraße zierte, zeugt noch heute davon. Der Chronist Fähndrich stellte fest, dass auch die Felder und Wirtschaften der anderen Einwohner sich in recht gutem Zustand befanden.
Zu den Annehmlichkeiten von Glien gehörten außer den sorglich gepflegten Obstbaumalleen noch zwei Hügel. Und zwar der sogenannte Petersberg, rechts hart an der Straße nach Belzig und eigentlich schon auf Hagelberger Territorium gelegen. Auf ihm stehen in einem Kreise sieben Eichen. Zur Erklärung gibt es zwei Überlieferungen: Sie sollen zum Andenken an die Familie von Maltase auf Siebeneichen bei Meißen gepflanzt worden sein. Die verwitwete Frau von Watzdorff vermählte sich im Jahre 1552 mit einem Herrn von Miltitz auf Schloss Siebeneichen, ohne dabei die Fürsorge auf Schloss Wiesenburg aufzugeben. Eine andere Überlieferung besagt, dass ein höherer Offizier mit Namen "von Siebeneichen" bei den Kämpfen am Hagelberg hier gefallen und begraben ist, ihm zum Gedenken sollen diese sieben Eichen gepflanzt worden sein. Ein Gedenkstein in der Mitte war früher noch erkennbar.
Vom Petersberg hat man einen schönen Überblick nach Osten über Belzig und die dahintergelegene dörferreiche und waldige Landschaft. Auf der nördlichen Seite dieses Hügels führt die Belziger Straße in die Höhe. Dicht neben derselben war sonst eine nicht unbedeutende Schlucht (Rummel), in die mancher Wagen hinabgestürzt sein soll, da keine Begrenzung dies verhinderte. Diese Schlucht ist im Jahre 1856 zugeschüttet worden. Ein anderer Hügel, südlich von Glien, ist der sogenannte Weinberg, nördlich mit Buschpartien, früher südlich mit Wein bewachsen. Auf seiner Höhe stand einst ein kleines Lusthaus. Der Weinanbau ist, wie bei Belzig auch, schon vor mehr als hundert Jahren eingegangen. Es wird erzählt, dass der Weinberg hier eine künstliche Aufschüttung sein soll, durch die sich ein früherer Verwalter von Glien bei seiner Herrschaft in gutes Licht setzen wollte.
In dem Jahre 1852 gab es in dieser Gegend einen großen Hagelschaden, bei dem die gesamte Ernte vernichtet wurde. Der anschließende Wolkenbruch riss große Einschnitte auf den Feldern, wie es hier oft vorkommt.
Um 1854 übernahm der Sohn des vorgenannten Levin von Tschirschky, Heinrich Otto Levin von Tschirschky, geboren 1822, das väterliche Erbgut Klein Glien mit Groß Glien, Welsigke und Jeserigerhütten und nach dem Tode seines Vaters 1856 das Gut in Wanscha bei Görlitz in der Oberlausitz. Schon im Jahre 1853 übernahm er von seinem Vater die Amtsgeschäfte des Landratsamtes des großen Kreises Zauch-Belzig, gab sie aber 1862 wieder auf, um sich ganz der Wirtschaftsführung zu widmen.
Nach 1867 wurde am Gutsgebäude einiges verändert. So wurde es auf der Nordseite durch einen Anbau um einige Zimmer verlängert. Bedeutend waren die Bauten auf dem Wirtschaftshof. Sämtliche Gebäude, die dem dortigen Hoftor von der Straße gegenüber lagen, wurden abgebrochen und durch stattliche massive Neubauten ersetzt. Es entstand ein Wirtschaftsgebäude, in dem zugleich schöne Wohn? und Logierzimmer eingebaut wurden, an denen es im alten Herrenhause fehlte. Auch die übrigen Wirtschaftsgebäude, welche nach Süden und Westen den Hof umgaben, hatten wesentliche Reparaturen erhalten. Der Hof selbst aber wurde vor dem Herrenhause besonders auch durch einen kleinen Rosengarten verschönert. So entstand ein nach allen Seiten übersichtliches Ensemble.
Große Aufmerksamkeit wandte der Besitzer den Gärten zu. Ein sogenannter englischer Garten mit künstlichen Anlagen lag ursprünglich östlich vor dem Herrenhause. Der Garten war durch eine dicke Hecke von einem linksgelegenen, von einem Gliener Kossäten übernommenen Baum? oder Obstgarten getrennt, der ein ziemlich unebenes Terrain hatte. Diese beiden Gärten wurden vereinigt und mit geschmackvollen Gängen, edlen Baumpartien, einer Mooslaube, einem Zaun und anderem versehen. Auch der große jenseits der Dorfstraße gelegene Gemüsegarten hatte Verbesserungen erhalten ? zum Beispiel durch eine jenem erwähnten Zaun entsprechende Umfriedung, die sehr passend an dieser Seite die schönen Linden der Dorfstraße in den Garten versetzte, während sie ursprünglich außerhalb desselben standen.
Außerdem dachte man an das Anlegen von Treibhäusern, an Mauern für Weinwände und anderes. Hingegen ist der sogenannte Weinberg insofern eingegangen, als die kaum etwas tragenden Weinpflanzungen beseitigt und das baufällige Lusthäuschen abgebrochen wurde. Die Baumpartien und Gänge aber blieben. Zu dem Weinberg hin wurde ab Dorfstraße eine schöne Lindenallee angelegt. Dieser Levin von Tschirschky hat im Laufe der Zeit in Glien sechs Kossätengüter erworben bzw. geerbt. Auf einem hat er ein vollständiges neues, massives Gehöft hergestellt. Außerdem hat er links am Wiesenburger Ende ein neues massives Büdnergut erbaut. Als Schulpatron von Glien richtete er die Schule nebst Zubehör wohnlich ein. Im Jahre 1859 ließ er auch die Kirche zu Glien restaurieren.
Auf dem Vorwerk Groß Glien hat Levin von Tschirschky sämtliche Ställe und Scheunen neu gebaut, und Reparaturen an den Wohnhäusern seiner dortigen Tagelöhner ausführen lassen. Nach seinem Tode 1851 ließ die Witwe rechts an der Tür der Gliener Kirche eine Gruft bauen, in der er später bestattet wurde. Sie verwaltete das Gut, bis sie einige Jahre später ihrem erst geborenen Sohn, dem Rittmeister Walter von Tschirschky, das Gut übergab. Dieser ist im Jahre 1924 verstorben und wurde in Klein Glien auf dem Familien?Friedhof am Weinberg beigesetzt. Danach übernahm sein Bruder, Bernhard von Tschirschky, der bereits ab 1898 Landrat des Kreises Zauch Belzig war, den Gliener Besitz. Er behielt aber weiterhin dieses Amt, wohnte aber von da ab weiter in Glien. Er ist im Jahre 1930 hier verstorben und auch auf dem Weinberg beigesetzt. Der Besitz ging an seinen Sohn, den "Doktor" Fritz von Tschirschky über. Das Gut war inzwischen in eine Waldgutstiftung übergegangen, die Gesamtgröße des Besitzes betrug 2.082 ha, davon Ackerland in Klein Glien ca. 157 ha, der größte Teil war Waldbesitz, welcher sich bis hinter Welsigke, Jeserigerhütten und Setzsteig erstreckte. Dieser Fritz von Tschirschky, im Jahre 1903 geboren, ging am 28. November 1931 eine Ehe mit Renate Baltzer, Tochter eines Sanitätsrates aus Stettin, ein. Er führte in seiner Wirtschaftszeit viele Verbesserungen ein und machte moderne Neuanschaffungen in der Vieh?, Feld? und Waldwirtschaft.
In der Statistik werden 1931 26 Wohnhäuser mit 29 Haushaltungen angegeben. 1939 wird ein land- und forstwirtschaftlicher Betrieb mit über 100 ha genannt, fünf Betriebe zwischen 20 und 100 ha und einer mit 0,5 bis 5 ha.