Lüsse

Lüsse

Hannelore Hinze erklärt 2003
Diese Chronik ist ein "Dankeschön" an alle früheren und heutigen Lüsser für 35 wunderschöne Jahre in ihrem Ort, für die 15 Jahre, in denen sie mir ihr Vertrauen als parteiloser Bürgermeisterin von 1968 bis 1983 schenkten und mich mit Rat und Tat bei dieser verantwortungsvollen Aufgabe unterstützten. Vieles habe ich von ihnen lernen dürfen. Als waschechter Berliner konnte ich weder Pflanzen vom Unkraut unterscheiden, noch Haltung von Haustieren oder Entziffern von Projekten für den Straßenbau. Keine Bitte verhalte ungehört, keiner fragte mich, was für ihn bei dieser Leistung herausspringen würde.
So stecken Arbeit, Gedanken und Erfahrungen vieler Lüsser in dieser Chronik.
Danke sagt Ihnen
Hannelore Hinze

Dankeschön an die Chronistinnen

Wenn in dieser Chronik vom Ich-Erzähler Artikel verfasst wurden, dann stammen sie aus der Feder von Hannelore Hinze (geb. 1923, verstorben 2004), der einstigen Berliner Finanzangestellten, dann Lüsser Lehrerin, Bürgermeisterin, Chorleiterin, Chronistin und Scherbenfinderin. Viele Stunden hat sie in Archiven nach Material gesucht und es in zwei Bänden gesammelt und mit der Schreibmaschine zu Artikeln zusammengestellt. einige Artikel wurden in der Kreispresse veröffentlicht. Gleichzeitig arbeitete sie an ihrer Familienchronik. Mit dem ersten Teil der Lüsser Chronik geht ihr großer Wunsch in Erfüllung, ihrem Dorf die gesammelten Werke übergeben zu können. Sie nahm bei der Buchvorstellung den Dank der Lüsser entgegen.
Petra Neumann (geb. 1961) arbeitete von 1991 bis 1995 im Lüsser Kindergarten, vorher fünf Jahre in der Belziger Kinderkombination.
Erfahrungen in der Chronikschreibung sammelte sie bei der Druckvorbereitung für die Chronik der Gemeinde Kuhlowitz/Preußnitz, zu der das von Lehrer Willi Pijur gesammelte Material vorlag. Schon damals wünschte sie sich, das auch für Lüsse zu schaffen. Mit der ABM im Projekt "Sofia" erhielt sie dazu die Chance.
Zunächst sichteten wir das vorliegende Material, wählten das Wichtigste aus und Petra Neumann schrieb alles in ihren PC, ergänzte die Aufzeichnungen, las im Stadtarchiv die Gemeindeprotokolle, befragte die Lüsser Bürger, sammelte weitere Fotos und stellte neue Beiträge zusammen. Das alles liegt nun geordnet vor und sie weiß auch, dass in den Archiven noch weiteres Material zu finden ist, aus dem ein Teil 2 entstehen könnte. Der erste Schritt ist getan.
Alles in allem ist ein Gemeinschaftswerk entstanden, zu dem viele Lüsser etwas dazugelegt haben, dafür dankt das Redaktionsteam um Helga Kästner im November 2002 Chronistenvereinigung Potsdam-Mittelmark

Inhalt

Von den Anfängen
Ersterwähnung
Besiedlung unseres Dorfes
Altes und Neues über Lüsse - ein Artikel aus dem Jahre 1944
Das Geheimnis der Lüsser "Wasserburg"
Deutsche Burg und spätslawische Siedlung
Hügelgräber
Angaben aus dem Historischen Ortslexikon bis 1800
Lüsse in anderen Schriften erwähnt
Angaben aus dem Historischen Ortslexikon nach 1800
Bebauung des Dorfes
Besitz- und Abgabenverhältnisse von Lüsse
Gespenstige Ochsen helfen pflügen - eine Sage
Die Kirche
Zur Baugeschichte
Im Historischen Ortslexikon über die Kirche aus Lüsser Akten
Das Mauerwerk der Kirche hat Kriegen widerstanden (H.Pfannenstiel)
So weit konnte eine Kirche fallen (Pfarrer Kurt Druschke)
Die Lüsser Pfarrer
Die Lüsser Orgel und der Schlossorganist aus Oslo
Die Schule und andere Kindereinrichtungen
Schulbau 1820
Schule nach dem Zweiten Weltkrieg
Kindergarten
Die Lüsser Dorfspatzen
Einrichtungen für die Lüsser Bürger
Die Freiwillige Feuerwehr und ihre Entstehung
Gesundheitswesen
Unsere Bahnlinien
Straßen, Plätze, Verkehrsanlagen

Jugendarbeit
Gemeindebibliothek
Die Poststelle
Licht- und Wasserversorgung
Handel und Versorgung
Handwerk und Gewerbe
Die Schmiede
Die Stellmacherei Ziezow
Der Repassierbetrieb von Inge Moritz
Die Gastwirtschaft in Lüsse
Mühlenbetrieb Kettmann
Die Umgestaltung der Landwirtschaft
Flurstückseinteilungen
Die Flora und Fauna um Lüsse
Zur Jagd
Geologie, Erdkundliches, Erdgeschichtliches
Bauernregeln und Brauchtum
Gerichtszugehörigkeit
Herrschaftszugehörigkeit - Verwaltung
Von der Separation 1845 bis zur LPG-Zeit
LPG "Roter Stern" - Pressebericht von 1964
Neubau, Aus- und Umbau vor 1990
Kriege und ihre Folgen
Denkmal für die Kriegsopfer
Soldatengräber auf dem Lüsser Friedhof
Nachrichten aus der Zeit nach der Wende
Familie Lüsse wohnt in Mülheim
Aus Protokollen der Gemeindevertretung nach 1990
Pressestimmen aus den letzten Jahren
Neue Häuser, Um- und Ausbau
Die Versorgung in unserem Dorf 2002
Segelflugplatz Lüsse
Nachworte

Auszug

Die Lüsser Orgel und der Schlossorganist aus Oslo

Orgelkonzert Freitag, 07. Juli 1995 um 19.30 Uhr
Haakan O. Sorlie aus Oslo gastierte bereits zum siebenten Mal auf seiner Konzertreise durch Deutschland in der Lüsser Kirche. Das letzte Konzert fand am 23. 07. 2002 statt. In den letzten Jahren kam H. O. Sorlie im Sommer auch nach Lüsse in die Gaststätte Richter. Da er Konzerte in verschiedenen ostdeutschen Städte vereinbart hatte, suchte er eine ruhige Unterkunft auf dem Weg dorthin. Das fand er in Lüsse und aus Dankbarkeit bot er dem jungen Gastwirtsohn Wolfgang Richter an, für die Lüsser ein Orgelkonzert ohne Gage zu geben. Der junge Gastwirt erklärte sich bereit, den Balgen zu treten und auch eine Stunde durchzuhalten. Das klappte hervorragend. Sorlie schaute nach jedem Stück besorgt zu Wolfgang, wohl wissend, dass ohne seinen gleichmäßigen Tritt kein Ton zu hören wäre. Es gelang, keiner hörte heraus, dass auch einige Töne in der Orgel nicht mehr funktionierten. Die Spenden nach dem Konzert kamen der Kirche zugute. So konnten in Folge mit den elektrischen Anschlüssen auch Licht und der elektrische Orgelbetrieb möglich werden. Die Lüsser danken es ihm.
Haakon Omejer Sorlie, Oslo (Norwegen) ist Schlossorganist (seit 1977) am Osloer Königshaus und Akershus Schlosskirche. Seit 1994 ist er Titularorganist an der St. Thomas-Kirche Pretzien in Sachsen-Anhalt. 1948 ist er in Oslo geboren. Seine Ausbildung erhielt er an der Musikhochschule in Oslo, weitere Studien folgten in Kopenhagen und beim früheren Domkantor in Oslo, Arild Sandvold. Debütkonzert und Diplom 1974 in Oslo. Er war von 1972 bis 1977 Substitutorganist an der Jesuskirche in Kopenhagen und von 1981 bis 90 Vikarorganist am Heiligen Stuhl St. Peter im Vatikan. Haakon Omejer Sorlie spielt jedes Jahr wenigstens 12 Konzerte in der Osloer Schlosskirche, aber auch in anderen Städten Norwegens, in Schweden, Dänemark und Finnland. Sehr viele Konzerte gab er in den USA und in Europa, besonders in Italien (Rom, Assisi, Mailand, Castel Gandolfo, Bologna), der Schweiz, den Niederlanden, Frankreich und England. Seit 1990 unternahm er jährliche Konzertreisen in ganz Deutschland.

Aus Presseberichten der vergangenen Jahre

WochenSpiegel vom 26.Juli 1995
Lüsse Haakon Omejer Sorlie, Schlossorganist am Osloer Königshaus, gibt Konzerte in aller Welt. In diesem Jahr gastierte er in Magdeburg, in der Quedlinburger Stiftskirche und im Brandenburger Dom. Zwischen den Konzerten wohnte er in einer Gaststätte in Lüsse, gleich neben der schönen Feldsteinkirche, die zu den Kleinodien des Fläming gehört. Gastwirt Wolfgang Richter erzählte dem Künstler vom Zustand der Schuke-Orgel, die nur zu spielen ist, wenn ein zweiter Mann den Blasebalg tritt. Das ist zwar in der heutigen Zeit ungewöhnlich, meinte der sympathische Schlossorganist, der fast zehn Jahre lang Vikarorganist am Heiligen Stuhl St. Peter im Vatikan war. Kurzerhand übten beide, der Organist probierte, welche Stücke sich auf der Orgel spielen lassen. Der Lüsser Wolfgang Richter hörte in die Kompositionen hinein, um herauszufinden, wann der Blasebalg langsam sein durfte und wann er etwas kräftiger getreten werden musste, wann verhalten, damit leise Töne nicht vom Geräusch übertönt werden. Eine Stunde musste er mindestens durchhalten. Und beides gelang in vorbildlicher Weise. Dreimal stand der norwegische Organist besorgt während seines Konzertes auf, um Wolfgang zu fragen, ob alles in Ordnung sei. 75 Einheimische und Gäste kamen in die von 1983 bis 86 restaurierte Kirche. Brennende Kerzen und durch die Fenster einfallendes Sonnenlicht unterstrichen die Wirkung der Malereien. Die Wirkung des Orgelspiels, das eher die zarten, zutiefst harmonischen Kompositionen bevorzugte, war an den Gesichtern abzulesen. So wurde dem Künstler dann auch mit langem Beifall gedankt. Eintritt frei, hieß es, dennoch wurde gegeben mit dem Wunsch, dass die Schuke-Orgel erhalten werden kann. Mögen die Orgelkonzerte in den Flämingkirchen, zu denen sich sogar die Meisterorganisten hingezogen fühlen, eine gute Resonanz finden.
MAZ vom 26. Juli 2001: "Die elektrische Anlage der Orgel in Oslo wurde 1996 umgebaut - den alten Motor habe ich nach Lüsse mitgenommen", erzählt der Norweger Organist Sorlie ganz verschmitzt. Und er freut sich heute noch darüber, dass er mit der Firma, die den Motor einbaute, den Preis heruntergehandelt hat.
Elektrisches Licht gibt es noch heute nicht in dem herrlichen Gotteshaus, das mit den bemalten Holzbalken eine bescheidene Würde ausstrahlt. Bei Konzerten brennt Kerzenlicht.