marzehns

Inhaltsverzeichnis

Wie der "Fläming" zu seinem Namen kam
Zur früheren Geschichte Klein Marzehns
Besiedlung und Topographie
Was Reisende oft hier halten läßt
Das untergegange Dorf Wahlsdorf bei Klein Marzehns
Frondienste für das Amt Rabenstein
Einwohnerzahlenentwicklung und Bürgermeister im Ort
Die Sage vom Hahnenstein
Sitten und Bräuche, altes Bewährtes, bewahrt es weiter
Fastnachten Hausschlachten Hochzeit Kindtaufe Reiterspiele Hahnreiten, Ringreiten oder Ringstechen
Ostern und Osterbräuche, einst und jetzt Pfingstbrauch
Trachten - ländliche Kleidung
Das 14. Jahrhundert Das 15. Jahrhundert Das 16. Jahrhundert Das 17. Jahrhundert Das 18. Jahrhundert Das 19. Jahrhundert Die Kirche im Dorf
Friedhof - Begräbnisplatz
Die Dorfschule
Die Geschichte des Forsthauses und des Forstreviers zu Klein Marzehns
Die Forstwirtschaft Das Jagdwesen Eine kleine Jagdgeschichte
Beleuchtung einst und jetzt
Die Wasserversorgung des Ortes
Örtliche Versorgung und Ärztliche Versorgung
Aus der Gebäuderolle von 1875
Gehöfte in Klein Marzehns
Die Jahre um den 1. Weltkrieg
Die Jahre um den 2. Weltkrieg und die Nachkriegszeit
Kämpfe um die Autobahn Landwirtschaft - bäuerliche Welt
Landwirtschaft im 18. und 19. Jahrhundert
Das Bauerntum in der Zeit des Nationalsozialismus
Wie ging es nach dem 2. Weltkrieg mit der Landwirtschaft weiter? Umsiedler im Dorf Die Bodenreform LPG (Landwirtschaftliche Produktions Genossenschaft)
Die politische Wende
Vereine im Ort und alte Traditionen
Der Pferdesport / Reit- und Fahrverein "Hoher Fläming" e.V. Klein Marzehns
Die Freiwillige Feuerwehr

Wie der "Fläming" zu seinem Namen kam

Der Name "Fläming" wird von den Kolonisten (Vlamen oder Fläminger Recht, aus dem heutigen Belgien), die in der zweiten Hälfte des 12. Jh. durch Albrecht den Bären und den Erzbischhof Wichmann von Magdeburg hier angesiedelt wurden, abgeleitet. Diese wurden hier angesiedelt, um das durch die Vertreibung der Wenden entvölkerte Land wieder zu besiedeln. Bei Friedrich Dorno "Der Fläming und die Herrschaft Wiesenburg" ist zu lesen: "Als die Flamen in den heutigen Fläming einwanderten und landwirtschaftliche Niederlassungen gründeten, musste ein Anführer gewählt werden. Jedes Dorf erhielt einen Lokator (den Erb- Lehn- oder Gerichtsschulzen). Seine Aufgabe bestand darin den Neusiedlern das Land zu übergeben und auch die niedere Gerichtsbarkeit auszuüben. Er hatte dem Dorf in guten und in schlechten Tagen vorzustehen und war ein Mittler zwischen Adel und gewöhnlichen Hüfnern. Nach Pfarrer Hermann Silckenstädt: "Geschichte der Flämingdörfer Borne und Bergholz", hatte er darauf zu achten, dass es im Dorf nicht zu Müßiggang, Gotteslästerung, Ehebrecherei und andere Unzucht kommt - sondern diese bestraft und nicht gelitten werden. Sein Amt wurde in der männlichen Linie vererbt die Töchter wurden nicht berücksichtigt. So war es schon im Erbbuch von 1591 fest geschrieben. (Rep. Rep. 7 Amt Belzig- Rabenstein Nr. 46). Für seine Arbeiten im Interesse der örtlichen Gemeinschaft wurden dem Lehnschulzen 1 bis 3 fläminger Hufe = 16,8 Hektar zur Pacht auf Lebenszeit und Vererber, dazu noch die gemeinsame "Allmende"(Wiese und Wald), (die Hufen hatten je nach Güte des Ackers verschiedene Größen). Die Lehnschulzen erhielten ihre Hufe abgaben- und dienstfrei als Lehn und mußten dem Herrn ein Lehnpferd halten, anfangs mehr zu kriegerischen Zwecken vereinzelt sogar noch im 16. Jh. zum Dienst im Harnisch um das Freigut zu verdienen, nach Erfordernis und auf Verlangen des Herrn. Ein Bauerndorf mit einem unabhängigen und oft recht selbstbewußten Schulzen stand damals immer höher da als das Dorf, das einem Amtmann unterstellt war, der den Dorfregenten jederzeit absetzen konnte. In Klein Marzehns befand sich der Lehenschulzenhof auf dem Gehöft Paul I. Die Lehnrichter kamen einmal im Jahr oder öfter in der Amtshauptstadt zusammen, um als Schöppen des Lehngerichtes zu fungieren. Die Fläminger betrieben Ackerbau und Viehzucht.
Es bildeten sich vier wirtschaftlich und sozial streng getrennte Schichten: · Die Ritterschaft auf abgabefreiem Lehn · die Hüfner hatten ihren Namen von der Einteilung der Äcker nach Hufen.
Hufe war das auf eine Familie berechnete, mit einem Pflug und Gespann zu bestellenden Ackerstück von 20,30,40, Morgen (Hufe). Die Hufe wurden oft geteilt, aus Vollhüfner auch Vollspänner genannt entstanden Halb-, Viertelhüfner. Hüfner waren Inhaber einer oder mehrerer Hufe - hatten die Grundzins und Zehnten von ihren Hufanteilen an der Dorfflur zu leisten. Sie mußten auch Amtsfron, Ackerfron, Spanndienste (dieser Dienst durfte aber nicht beliebig vermehrt werden, wie aus einem Bericht von Kurfürst August aus dem Jahre 1569 hervorging) leisten, und
· die Kossäten die nur ein Häuschen und Gartenland besaßen und keinen Anteil an den Dorfhufen hatten (mußten Handdienste leisten), standen in rechtlicher und wirtschaftlich Hinsicht den Hüfnern nach. Ihre Höfe lagen zwischen denen der Hüfner. Neben dem Hofgrundstück lag die große "Wort", außerdiesen hatten die Kossäten keinen Acker. Sie hatten das Recht, ihren Holzbedarf an sogenannten Holztagen aus dem Busch zu decken und · die Büdner (Kätner, Häusler je nach Region verschieden bezeichnet), waren alle Dorfbewohner, die nur ein Haus besaßen, welches sehr klein war, eine "Bude"- daher Büdner. Vor der Separation (Flurbereinigung) besaßen diese Ortsbewohner das Recht, eine Kuh und sechs Schweine mit auf die Bauernweide zu schicken. Die Büdner, wenn sie kein Handwerk betrieben, gingen als Tagelöhner bei den Hüfnern arbeiten, oder waren meist die Hirten.
(nach Krüger "Die Dörfer des Ländchen Belzig einst und jetzt" ZFH Nr. 1937) Wie alle Dörfer in der Mark hat auch unsere Gemeinde eine wechselvolle Geschichte durch Kriege, Adelsherrschaft und Besitzwechsel hinter sich.

Zur früheren Geschichte Klein Marzehns

Unweit Klein Marzehns führt die Heeres- und Handelsstraße von Wittenberg in den Hohen Fläming hinein, über Belzig nach Brandenburg. Diese wurde von der nahe gelegenen Burg Rabenstein bewacht und beschützt. Auf ihr zog vermutlich im Jahre 1414 der erste Hohenzollern, Friedrich der I. in Brandenburg ein. 1555 sind als neu erbaute Dörfer Grey und Marzens erwähnt. Da in der "gründlichen Visitation", die Luther 1530 angeordnet hatte, beide Orte nicht als verwüstet erwähnt werden, ist anzunehmen, dass sie in der Folge des Schmalkaldener Krieges noch verwüstet wurden, folgert Brachwitz in der Zauche- und Fläming - Heimat" Nr. 29 von 1936.1547 hatten kaiserliche Truppen Wittenberg belagert und erobert. In der Belziger Chronik von Eilers heißt es: "Anno 1547 ist die Stadt Belzig und Niemegk samt umliegenden Dörfern von den Hispaniern eingeäschert worden." Einer der umliegenden Orte kann also auch Klein Marzehns gewesen sein. Im Jahre 1632 wurde der Leichnam des in der Schlacht bei Lützen gefallenen, Gustav Adolf, über diese Straße von Weißenfels über Halle an der Saale, Wittenberg, Belzig, Brandenburg, Spandau nach Wollin gebracht. Von hier auf dem Seewege nach Stockholm überführt. Ihm begleiteten die 400 Reiter an deren Spitze Gustav Adolf gefallen war. Diese Reiter zerstörten zum Teil die Dörfer, die an der damaligen "Heeresstraße" lagen. Siehe Artikel Kühne (im PC Fr. Kästner)

Besiedlung und Topographie

Besiedlung: Der Name Marzehns ist wahrscheinlich slawischen Ursprungs. Marzehns ist ein slawischer Ortsname, der eine Siedlung bezeichnet, die am Sumpf liegt. Bei Klein Marzehns befindet sich ein Hochmoor (nach Reinhard E. Fischer, Rund um Belzig). Eine andere Deutung leitet den Namen von Marzawa, welche eine heidnische Kriegsgöttin war her. Es läßt sich eine Stätte der Götterverehrung der Slawen in Klein Marzehns vermuten. Diese Stätte könnte der jetzige Kirchenhügel gewesen sein. Die erste Erwähnung des Ortes als Merzenns war 1376 (Anhaltisches Land- und Amtsregister Band 3, S. 57, Beleg von 1566), "diese pacht hat fürst Johannes zur thumerey gegeben anno 1376 an das dorpf.."1387 als in cleynen morczencz ( Staatl. Archiv (STA) Weimar Cop. B 1 fol. 170 b), 1388 als lutke morczens, cleinen marzens (STA Weimar Cop. B 2 fol. 17), 1420 als wüst aufgeführt, 1427 als marczens, 1466 als zu Martzens ( STA Dresden Cop. Nr. 58 fol. 242 b), 1500 als Marzents, 1525 bis 30 wieder neu errichtet Marzens, 1534 als kleyner Martzenz. Bis zum Dreißigjährigen Krieg siedeln sich neun Bauern an, der Richter bzw. Lehnschulze erhält vom Kurfürsten August von Sachsen das Lehngut als Erbe. Er war der Wohlhabendste im Ort.1566 wird der Ort als uf Marzehner marke erwähnt, 1591 als Klein Martzäns (STA Potsdam Pr. NR. Rep. 7Amt Belzig - Rabenstein Nr. 46 fol. 548). 1565 hat der Hirte 2 Kühe, 2 Rinder, 1 Range, 2 Überläufer und 60 Schafe. Reich war der Ort wirklich nicht. Allen zusammen gehörten 8 Dorfhufen, 6 wüste Hufen zu Wahldorf und 6 Morgen Wiese, der Dorfschulze mit seinen vier Hufen muss noch dazu gerechnet werden.1640 stellten die Steuereintreiber fest, das Dorf öde und wüst nichts zu holen, (nach dem Dreizigjährigen Krieg war als einziger Überlebender der Schulze, welcher an einem anderen Ort ums Tageslohn gearbeitet hat / Quelle: Eilers - Chronik von Belzig). Doch dann gehr es wieder auffwärts. 1701 waren zu schon wieder 4 Hüfner, 4 Kossäten, 1 Häusler 1 Hirte. 1777 lebten in Klein Marzehns 8 Bauern mit ihren Familien und 2 Häusler. Es gibt sogar zwei Hirtenhäuser. Ab 1791 wird der Ort als Klein Marzehns geführt. 1822 hat der Erbgerichtsschulze noch immer den Krug, zu den 8 Bauernhöfen hat sich ein Schmied gesellt. Schließlich werden 1837 16 Wohnhäuser gezählt und 1900 sind es 24. Karte/Urmeßtischblatt 1832 (Dorferneuerung)
Klein Marzehns ist mit seiner spindelförmigen Grundform ein typisches Angerdorf. Den Mittelpunkt des Ortes bildet der Kirchhügel mit der mittelalterlichen Feldsteinkirche und zwei Gehöften, der ehemaligen und dem Kriegerdenkmal für die Gefallenen der beiden Weltkriege. Bäuerliche Hofstellen und traufständige Wohnhäuser prägen die Randbebauung des Angers. Trotz zahlreicher Neubauten sind noch einige bäuerliche Hofstellen als Vierseitenhöfe in ihrer Struktur vorhanden. In den 1930er Jahren wurden durch die staatliche Wohnungsbauförderung die letzten Lehmfachwerkbauten massiv umgebaut. Vor allem die Scheunen sind aber noch in ihrer ursprünglichen Gestalt erhalten und bieten somit einen wichtigen Ansatzpunkt für einen traditionsbewußten Umgang mit der alten Bausubstanz. Viele Wohnhäuser wurden jedoch durch Um- und Ausbau (z.B. große Fenster, Putz und Eindeckung) in ihrer ursprünglichen Struktur verändert. Prägnanter Bestandteil des Angerbereiches ist der alte Baumbestand sowie der neben der Gaststätte (Brachwitz) gelegene Dorfweiher. Nördlich des Angers entstand in der Teichstraße eine zweite Bebauungsreihung im Dorf. (Um 1920 wurde die Teichstraße auch Schnurrbartstraße genannt, da alle Männer dieser Straße sich mit diesem Gesichtsschmuck zierten.) Weitere Ansiedlungen entstanden zur gleichen Zeit an der Wegekreuzung, Raben / Chaussee nach Groß Marzehns, sowie am Weg nach Garrey. (siehe Dorferneuerungsplan)
Im Jahre 1815 wird das sächsische Amt Belzig als Ergebnis der Befreiungskriege mit dem preußischen Kreis Zauche zum preußischen Kreis Zauch Belzig vereinigt. 1817 gab es 93 Einwohner im Dorf. Meist waren es Hüfner und Kossäten, die hier Landwirtschaft betrieben. Wahrscheinlich wurde in Klein Marzehns, wie auch in vielen anderen Dörfern im Fläming in vergangener Zeit Wein angebaut. Das Land hinter Grambow heißt heute noch Weinberg. 1830 hatte Klein Marzehns 134 Einwohner sowie 15 Wohnhäuser, die meist in Fachwerk mit Lehm errichtet waren. Die Weidewirtschaft wurde zugunsten der Feldwirtschaft zurückgedrängt. Im Zuge der Separation und durch den Anbau von Kartoffeln wurde die Vieh Stallwirtschaft verstärkt. Unser kleines Flämingdorf mit seinen 115 Einwohnern hat sich bis in die heutige Zeit hinein seinen dörflichen Reiz bewahrt, in dem sich Menschen und Tiere wohl fühlen. Auf dem Dorfteich schwimmen noch die Enten auf dem Dorfteich und auf den Koppeln grasen die Pferde. Gerade deshalb müssen die Zeugnisse einer vergangenen Zeit zusammengetragen und wie Schätze gehütet werden um sie der Nachwelt zu erhalten. Bilder Teich, Koppel (Bild von Kraft)
Topographie: Der Fläming, ist ein wellenförmiges Höhenland nördlich und östlich der mittleren Elbe in Sachsen - Anhalt und Brandenburg. Die eiszeitlich geformte, 30 bis 50 Kilometer breite Landschaft erstreckt sich von Südosten nach Nordwesten über rund 100 Kilometer. Wirtschaftlich wird sie vor allem für den Anbau von Roggen und auf besseren Böden für Zuckerrüben genutzt. Der westlich gelegene Hohe Fläming erreicht im Hagelberg eine Höhe von 201 Meter. Klein Marzehns liegt ca. 154,9 m über NN. Der Kirschberg bei Klein Marzehns erreicht eine Höhe von 175 m über NN. Das Gebiet des Fläming hat sein heutiges Gepräge vor allem durch die Saale Vereisung erhalten. Im Bereich des Hohen Fläming, in dessen östlichem Bereich die Gemarkung von Klein Marzehns liegt, sind relativ eng gestaffelte Stauchmoränen anzutreffen. In der Schmelzperiode des Inlandeises entstanden die heutigen Täler. Diese dienten als Sammelrinnen der Schmelzwasser und wurden in den nachfolgenden Kalt- und Warmzeiten weiter ausgestaltet. Auf dem höchsten Punkt einen solchen Seitentals liegt der Ort Klein Marzehns. Dieses Tal mündet unterhalb der Burg Rabenstein in Raben in das Planetal. Die Ortslage von Klein Marzehns ist 154,9 m über NN. Im Süden der Gemarkung befindet sich die höchste Erhebung mit 189,6 m über NN, der Hirseberg bei Berkau hat 187 m über NN.