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Neuehütten

Inhalt
Neuehütten - ein Dorf in der Brandtsheide
Zur Ortslage
Die Umgebung von Neuehütten ist eine hügelige Landschaft
Orts- und Flurnamen und ihre Bedeutung
- Historisches zur Namensbildung Neuehütten
- Unsere Flurnamen
- Jedes Flurstück hat seine Geschichte
- Der Hohe Fläming als Wasserscheide
Die Herrschaft der Brandts von Lindau in der Brandtsheide
Ahnentafel der Herrschaft Brandt von Lindau
Die Wiesenburger Linie
Die Zerbster und nachfolgend Schmerwitzer Linie
Die Mahlsdorfer Linie
Die Brandtsheide
Die Besiedlung des Ortes
Die Entstehung des Dorfes Neuehütten als Kolonistendorf
Die wüste Feldmark Elsholz
Die ersten Einwohner von Neuehütten
Perceptions Register der Untertanen von 1755
Bevölkerungsschichten und neue Ansiedlungen in der Brandtsheide
Kauf? und Erbkontrakt
Die Ablösung
Entwicklung der Einwohnerzahlen und die Bürgermeister
Von der Lebensweise der Bewohner
Der Friedhof
Verkehrswege in der Brandtsheide
Straßenbau in Neuehütten - Die Ortsdurchfahrt
Die Nebenstraßen
Geplanter Eisenbahnbau von Wittenberg nach Görzke
Die Post
Der Wachshandel in der Brandtsheide
Handwerk und Gewerbe - Handelsleute und Handwerker
Die Familien Doßmann
Das Sägewerk Ernst Lüdicke
Gewerbetreibender August Lüdicke
Die Schule - Die Berufsschule
Vereine und Organisationen
Die Landwirtschaft
Die Landwirtschaft im Jahre 1912
Hundegespanne als Hilfe für die Dorfbewohner
Der elektrische Strom zieht ein
Die Straßenbeleuchtung
Quellen, Brunnen und eine zentrale Wasserleitung
Der 1. Weltkrieg von 1914 bis1918
Der Wald und die Jagd
Die freiwillige Feuerwehr
Was sonst noch geschah
Aus den Jahren vor dem Zweiten Weltkrieg
Versorgungseinrichtungen
Nach dem Zweiten Weltkrieg
Die Zeit um 1945 in Neuehütten
Verwaltung per Befehl - die Bodenreform
Rationierung der Lebensmittel
Busverbindungen in andere Orte
Filmfesttag in Neuehütten
Kinderbetreuung im Wandel der Zeiten
Sportfest in Neuehütten rund um die Jagdscheune
Das Dorfleben in den achtziger und neunziger Jahren
Ilse Schlotter erinnert sich
Die Müllentsorgung - Die Abwasserbeseitigung
Das Jugendblasorchester Wiesenburg
PENSION STEIN
Ein Dorfplatz soll gestaltet werden! Gedanken zur Dorferneuerung
Die Feuerwehr feiert ihr 65-jähriges Bestehen
Zum Brauchtum unserer Heimat Zahlentafel

Neuehütten - ein Dorf in der Brandtsheide

Zur Ortslage
Neuehütten liegt etwa 2 km nordwestlich von Wiesenburg, es ist mit seinen 213 Einwohnern nur ein kleines Dorf im Hohen Fläming. Der Ort gehört zur Amtsgemeinde Wiesenburg und liegt ihr am nächsten. Er gehört zum Kreis Potsdam?Mittelmark. Die Bundesstraße 107 durchquert Neuehütten längs und bildet die Verbindungsstraße zu den Autobahnen A 9 und A 2. Sie ist eine stark frequentierte Straße und bedeutet für die Anlieger eine große Lärm? und Abgasbelastung. Weitere Straßen und Wege führen nach Schlamau, Alte Hölle, Reetzerhütten, Mahlsdorf, Reppinichen und Görzke. Der Ort selbst liegt idyllisch in einem kleinen Talkessel, im Norden und Osten von einer Hügelkette umschlossen, dem Weinberg und dem Espenberg. Neuehütten ist von allen Seiten von Wald umschlossen. Das Territorium gehört zum Landschaftsschutzgebiet "Hoher Fläming ? Belziger Landschaftswiesen". Rechtsseitig der Straße nach Wiesenburg erstreckt sich eine Wiesenflur mit Feuchtwiesen, die einen Wechsel in der Landschaft und die Randzone zum Wiesenburger Park bilden. Am westlichen Ortsrand befindet sich ein Feuchtbereich "Die Kirchenwiesen", in dem drei Quellen entspringen. Charakteristisch für Neuehütten ist der Wechsel zwischen Bebauung und großflächigen Wiesen und Brachen, die die Landschaft prägen und für den Naturschutz bedeutsam sind. Die B 107 wird in beiden Richtungen durch Alleen gesäumt.
Die Entfernungen von Neuehütten zu den benachbarten Orten und Städten betragen: nach Wiesenburg 2 km, zur Kreisstadt Belzig 12 km, zur Landeshauptstadt Potsdam 65 km und nach Berlin 95 km. Der nächstgelegene Anschluß zum Schienenverkehr mit Verbindungsmöglichkeiten in Richtung Magdeburg, Dessau, Brandenburg, Potsdam und Berlin ist der Bahnhof Wiesenburg.
Die Umgebung von Neuehütten ist eine hügelige Landschaft Zwischen dem Schlamauer und dem Wiesenburger Becken zieht sich eine Hügelkette hin, die mit dem Wiesenburger Mühlberg 190 m über NN erreicht. Ihr höchster Punkt ist der 201 m hohe Hagelberg, der allerdings nicht mehr zur eigentlichen Brandtsheide gehört. Vom Hagelberg zieht sich ein Hügelzug nach Westen über Schmerwitz, Schlamau, Neuehütten nach Mahlsdorf und Reetz. Hier verläuft er nach Süden und zieht über Medewitz und Setzsteig in das Bundesland Sachsen?Anhalt hinein. In diesem Hügelzug haben wir die Aufschüttungen der Endmoräne vor uns, welche von Hagelberg im scharfen Knick nordwestlich verläuft und sich an Lübnitz und Benken vorbei nach Görzke wendet.
Orts- und Flurnamen und ihre Bedeutung
Historisches zur Namensbildung Neuehütten 1675 ist eine Teerhütte erwähnt. Um 1710 spricht man von "Neue Pechhütte", 1745 dann "Neue Hütte" und 1791 dann Neuehütten. Mundartlich sagt man "de Hittn". Bei Reetz bestand schon um 1675 ein Teerofen, heute heißt die ehemalige Siedlung Reetzerhütten. Man unterschied die Anlagen durch Zusätze alt und neu, daher Neue Hütten.
Im Vergleich zu den Bewohnern der umliegenden Bauerndörfer waren die Menschen in Neuehütten angeblich "ein bisschen fein". Deshalb bekam der Ort später den Spottnamen "Klein Berlin". (Fischer, S. 28)
Unsere Flurnamen
Flurnamen verraten uns zuweilen Einzelheiten über die Dorfgeschichte. Das ist auch bei uns so. Teerofen wird das Waldstück genannt, das links an der B 107, etwa 1 km von Neuehütten nach Wiesenburg liegt. Dieses Flurstück weist auf den Standort eines Teerofens hin, welcher dort im 16./17. Jh. gestanden haben kann. Überreste sind nicht mehr vorhanden. Heute steht in diesem Flurstück eine Siedlung mit 25 Bungalows für Erholungssuchende aus dem ehemaligen Industriestandort Halle/Bitterfeld, die eine frische reine Luft und den schönen Wald der Brandtsheide schätzen lernten.
Gelderlingsberg wird das Flurstück rund um den Berg Richtung Mahlsdorf dicht am Dorf neben dem Grundstück Wegener bezeichnet. Auf diesem Berg waren zur Pilzzeit besonders viele Pfefferlinge zu finden. Die Pfefferlinge hießen mundartlich Gelderlinge oder Jeelerlinge (Gelblinge). Heute gibt es wegen der starken Vergrasung des Waldes kaum noch Pfefferlinge. Der Berg wird bis in die heutige Zeit als Rodelberg genutzt.
Weinberg: Dieser Name gilt für einen Berg, der östlich des Dorfes hinter dem Sägewerk, ehemals Lüdicke/Fischer, beginnt und sich bis zum Winkel hinzieht.
Der Südhang war terrassenförmig angelegt. Wahrscheinlich ist, dass hier Weinstöcke gestanden haben. In diesem Jahrhundert pflanzte man dort Erdbeeren, Johannisbeeren, Himbeeren und Stachelbeeren an. Dieser Berg gehörte dem Handelsmann Doßmann, später dann der Familie Richter und heute Karl Knoll. Nach 1945 wurde der Weinberg vom Eigentümer aufgrund der wirtschaftlichen Situation zum Kiesabbau freigegeben. Der Dachdecker Zimmermann aus Wiesenburg fertigte aus diesem Kies und Sand Dachsteine für die Dächer der Häuser in den umliegenden Orten an. Nach und nach wurde der Kiesabbau eingestellt, und der Berg wuchs mit Bäumen und Sträuchern zu. Auf der Nordseite wurden vier Bungalows gebaut, deren Eigentümer aus Dessau/Bitterfeld kommen. Frau Allrich errichtete hier am Anfang der neunziger Jahre ein Wohnhaus.
Backenberg: Einen Backofen gab es neben dem Grundstück Sturzbecher, früher Herzog. Hier konnten die Dorfbewohner Brot und andere Dinge backen. Die Bewohner vom Winkel nutzten, wenn sie backen wollten, den Weg neben Grundstück Knoll (früher Richter). Sie gingen über den Berg zum Backofen. Daraus ist die Bezeichnung "Backenberg" zu erklären.
Kreuzbreite ? Gottesbreite werden die Flurstücke links und rechts der Straße nach Wiesenburg bezeichnet. Links wird die Große Kreuzbreite vom Wald des "Teerofens" begrenzt. Rechts wird die Kleine Kreuzbreite vom Weg in die Lehmkieten und den Wiesen eingesäumt. Die Wiesen reichten früher bis zur Kreuzbreite und zu den Lehmkieten. Diese wurde teilweise zu Acker umgenutzt. Lehmkieten: Die Lehmkieten liegen rechts der Straße nach Wiesenburg, unterhalb der kleinen Kreuzbreite. Der Name weist schon darauf hin, daß hier Lehm? und Tonvorkommen waren, die in vorigen Jahrhunderten als Baustoff gebraucht wurden. Inwieweit man die Vorkommen abbaute, ist nicht bekannt. Die Bewirtschaftung der Ackerflächen war äußerst schwierig. War das Jahr zu naß, konnte man die Flächen nicht bearbeiten, weil man im Morast versank. Bei Trockenheit war der Boden zum Bearbeiten zu fest. Man mußte immer den richtigen Moment abpassen.
Die Scheibe: Damit ist die Fläche hinter der ehemaligen Schule, Richtung Winkel gemeint. Hier wurden in früheren Zeiten Schießübungen auf Scheiben ausgeführt, daher der Name. Dieser Sachverhalt ist überliefert, Beweise fanden sich nicht.
Im Winkel: Das an die Scheibe anschließende Flurstück wurde mit "Im Winkel" bezeichnet. Die Begründung liegt wohl darin, dass dieses Flurstück so idyllisch vom Wald und von der Rückseite des Weinbergs eingeschlossen wird. Die Straße, die von der Hauptstraße zum Winkel führt, trägt somit auch die Bezeichnung "Im Winkel". Am Stern: Im Wald, südwestlich vom Dorf in Richtung Reetzerhütten, wird eine Kreuzung "Am Stern" benannt. Die Waldwege nach Wiesenburg, Reetzerhütten, Alte Hölle, Mahlsdorf und Neuehütten treffen dort sternförmig aus verschiedenen Richtungen zusammen.
Der Plan: Der Name kann nur gedeutet werden. Es gibt keine direkten Überlieferungen. Es handelt sich um das Flurstück rechts neben der Straße Richtung Wiesenburg und reicht vom Bahnhofsweg bis zum Grundstück, ehemals Malle, heute Stresow. Es handelt sich hier um eine geschlossene ebene Ackerfläche, die in den vorigen Jahrhunderten dem Wald abgerungen wurde und so die Bezeichnung "Plan" erhielt. Zu heutiger Zeit stehen dort zwei neue Eigenheime und ein älteres Haus.
Jedes Flurstück hat seine Geschichte Ein Beispiel dafür ist der "Neuer Acker" bei Neuehütten. Dieses Flurstück, etwa 30 ha groß, liegt nordwestlich von Neuehütten, ungefähr 5 km entfernt in Richtung Görzke. Es handelt sich hierbei um wirklich "neuen" Acker. Während der Inflationszeit wurden von der Brandtschen Herrschaft in Schmerwitz Waldflächen abgeholzt und nicht wieder aufgeforstet. Diese Ödlandflächen wurden an Bauern der Umgebung vergeben, damit sie sich daraus Ackerflächen schaffen. So konnten sich Neuehüttener Bauern auch Flächen pachten. Sie mussten selbständig die noch vorhandenen Stämme (Stubben) roden und die Flächen pflügen, um den "neuen Acker" zu gewinnen. Die so gepachteten Flächen waren in den ersten zehn Jahren pachtfrei, da wenig Erträge zu erwarten waren. Nachweislich lt. Pachtvertrag wurde ab 1940 zwischen der Brandt von Lindauschen Herrschaft Schmerwitz und den Neuehüttener Pächtern, vertreten durch die Gemeindeverwaltung, ein Pachtvertrag abgeschlossen. Nach dem Zweiten Weltkrieg wurde dieser Pachtvertrag zwischen der neuen Gutsverwaltung und der Gemeinde Neuehütten weitergeführt. (s. Pachtvertrag vom 16. Aug. 1946). Die Entfernung und der beschwerliche Weg wurden in Kauf genommen, da rund um Neuehütten wenig Ackerflächen vorhanden waren. Mit der Herausbildung der LPG Typ I in Neuehütten Anfang der sechziger Jahre wurde der Acker gemeinschaftlich bestellt. Später gehörten die Flächen durch Zusammenschluss der LPG zur LPG Typ III Wiesenburg. Im Zuge von Flächenaustausch zwischen den Landwirtschaftsbetrieben wurde die Fläche "Neuer Acker" mit dem Volksgut Schmerwitz ausgetauscht. Das Volksgut übernahm die Flächen und übergab andere bei Wiesenburg.
Der Hohe Fläming als Wasserscheide
Am Ortseingang von Neuehütten, aus Wiesenburg kommend, befindet sich eine sogenannte Wasserscheide. Das bedeutet, dass Oberflächen- und Grundwasser der Flächen Richtung Wiesenburg über die Marienbruchwiesen nach Wiesenburg und dann zur Elbe hin abfließen. Das Oberflächen- und Grundwasser der Ortslage Neuehütten fließt über den Kirchengraben, dann unterirdisch in Richtung Verlorenwasser/Egelinde zur Havel ab. Diese Erkenntnis wurde in einem Farbtest bestätigt.