reetzerhuetten

Reetzerhütten

Reetzerhütten - ein Straßendorf im Fläming
Inmitten des Hohen Fläming, gelegen in einem Gebiet, das die Brandtsheide genannt wird, befindet sich die kleine Gemeinde Reetzerhütten, die derzeit etwa 320 Einwohner zählt. Das Reetzerhüttener Territorium umfasst eine Fläche von 14,79 km², davon gehören zur Gemarkung etwa 1100 ha Wald und 300 ha landwirtschaftliche Nutzfläche. Die Höhenlage liegt bei 140 m über dem Meeresspiegel. Reetzerhütten befindet sich zwischen den Orten Wiesenburg und Reetz. Wiesenburg ist 4 km östlich entfernt und Reetz 2 km westlich gelegen. Durch Reetzerhütten führt die Bundesstraße 246, die über Wiesenburg und Belzig die Verbindung zur Autobahn A 9 und in die andere Richtung nach Magdeburg herstellt. Rechterhand aus Richtung Wiesenburg kommend liegt unweit der Straße ein Gelände, das als so genannter "Burgwall" bezeichnet wird. In einem Erbkaufvertrag aus dem Jahre 1768 in einer Akte im Brandenburgischen Landeshauptarchiv (BLHA) war jedoch der Name "Borgwald" zu lesen. Mein Erkenntnisstand besagt, dass damit dieser Burgwall gemeint war. Es ist daraus zu schließen, dass der Name "Borgwald" oder auch "Burgwald" (Burgwall) genannt, durch mündliche Überlieferung im damaligen Sprachgebrauch entstanden ist. Auch Petr. Schenk aus Amsterdam schrieb auf einer Karte im Jahre 1758 den Namen Burgwald (Karte ist weiter hinten abgebildet). Die Einwohner des Dorfes kennen alle nur die Bezeichnung "Burgwall".
Ein Burgwall, ein Denkmal aus der Vorzeit unserer Heimat, lenkt oft das Auge des Beschauers auf sich und gewährt einen Einblick in das Leben und die Arbeit unserer Vorfahren. Wie der Name schon andeutet, versteht man unter einem Burgwall eine vor- oder frühgeschichtliche Wallanlage, die zwecks Verteidigung einer zugehörigen Siedlung errichtet wurde oder selbst eine kleine Siedlung gewissermaßen als feste Burg in sich einschloss. Da die meisten dieser Anlagen sich heute noch deutlich aus dem Gelände herausheben, wie es auch in Reetzerhütten der Fall ist, und auch dem unbefangenen Beschauer der Landschaft als etwas Besonderes auffallen, hat sich der Volksmund schon recht frühzeitig mit ihnen beschäftigt. Manche haben Namen erhalten oder es wurden Sagen um sie gesponnen. Der Burgwall in Reetzerhütten hat, wie die meisten in unserer Umgebung, eben nur den Namen "Burgwall" und hier könnte sich eine Siedlung befunden haben. Ein Burgwall kann es eigentlich auch deshalb sein, weil dieser Wall typische Merkmale eines solchen aufweist.
In unserem ehemaligen Kreis Zauch-Belzig existieren an verschiedenen Orten die sogenannten Ringwälle. Ein Ringwall, meist in oder unmittelbar am Rande einer feuchten Niederung gelegen, besteht aus einem runden oder auch ovalen Wall mit einem Graben an der Aussenseite und einer mehr oder weniger tiefen Mulde, auch "Kessel" genannt, in der Mitte. Diese Beschreibung könnte für Reetzerhütten auch zutreffen. In Görzke ist diese Anlage noch gut erhalten.
Joachim Herrmann schreibt dazu: "Das Jahr 1157 wurde zum Wende? und Schicksalsjahr auch für das Belziger Land. Gemeinsam mit dem Erzbischof Wichmann von Magdeburg zog Albrecht der Bär gegen Jaxa. Die Brandenburg wurde eingenommen, der ehemalige Herrschaftsbereich des Hevellerfürsten besetzt und durch die Neugründung von Burgen gesichert. Havelland, Zauche, das Planegebiet im engeren Sinne beanspruchte Albrecht. Der Magdeburger Erzbischof brachte den größten Teil des Nuthe?Nieplitzgebietes an sich. Jüterbog wurde zum Zentrum des neuen Magdeburger Territoriums bestimmt. Zwischen Treuenbrietzen an der Nieplitz und Trebbin bzw. sogar bei Drewitz an der Nuthe ließ Erzbischof Wichmann Burgen anlegen, die von seinen Rittern besetzt wurden. Im Jahre 1161 schienen die Verhältnisse so weit gesichert, dass der Brandenburger Bischof an den damaligen deutschen Kaiser Friedrich I., genannt Barbarossa, herantreten und am 20. Juni 1161 die Bestätigung der Grenzen seines Bistums erlangen konnte (Riedel, A VIII, S. 102, Nr. 14). Ploni wird in dieser Urkunde in der gleichen Reihenfolge der Gaue wie 948 aufgeführt. Im gleichen Jahr wurde gelegentlich der Gründung des Domkapitels zu Brandenburg die Grenze zwischen den beiden Archidiakonaten, also den Befugnisbereichen der Stellvertreter des Bischofs von Brandenburg, festgelegt. Ein Archidiakon saß in Leitzkau, der andere in Brandenburg. In diesem Zusammenhang werden die Burgwarde Schartowe (Schartau), Muckerne (Möckern), Louburg (Loburg), Bukowe (Buckau), Gorceke (Görzke), Redizke (/Reetzerhütten), Wisenburg (Wiesenburg), Beltiz (Belzig), Mordiz (Mörz), Niemeke (Niemegk) und Juterbuk (Jüterbog) genannt. 1186 wird dieser Reihe der Burgward Dahme hinzugefügt. Diese Burgwarde lagen mindestens z.T. an einer Heer? und Handelsstraße, die von Magdeburg über Möckern und Loburg den Hohen Fläming überquerte, von Belzig über Jüterbog zwischen Baruther Urstromtal und Fläming nach Cottbus (1170 erstmals erwähnt) und Schlesien bzw. über Lübben nach Großpolen führte.
Ein Teil der 1161 erwähnten Burgen ist an der Stelle von Burgen des 9. und 10. Jahrhunderts erbaut worden, darunter wohl auch solche, die zwischen 940 und 983 eine deutsche Besatzung hatten oder Mittelpunkte deutscher Herrschaft waren, auch wenn die Kraft nicht zugereicht hatte, Burgwardien einzurichten. Für Reetzerhütten und Wiesenburg gibt es keine Anhaltspunkte für die Existenz älterer Burgen. Offensichtlich handelt es sich um Neugründungen zwischen 1157 und 1161. Beide Orte boten günstige Bedingungen für eine Durchquerung des Flämings, da sie auf halbem Wege zwischen Loburg und Belzig in einem abflußlosen Kessel auf der Wasserscheide zwischen Havel und Elbe lagen. Es entspringen dort kleine Bäche, Quellmulden sind vorhanden und damit Frischwasser für Reisende und Heerscharen. Der Burgward Redizke wird in den folgenden Jahren nicht mehr genannt. In der Flurnamenüberlieferung bei Reetzerhütten finden sich zwar mehrfach Hinweise auf eine ehemalige Burg, jedoch sind im Gelände keine Spuren davon erkennbar." (J. Herrmann 1994, S. 128). In unmittelbarer Höhe des ehemaligen Sägewerkes in Richtung Südosten knickt der sogenannte Bahnhofsweg ab, der zum Ortsteil Tränkeberg führt. Direkt an der Straße gelegen vermittelt uns die Kerzenfabrik Buchal einen Hauch einer alten Tradition. Weiter in Richtung Dorfeingang befindet sich zur linken Seite die alte Zufahrtsstraße in den Ort, welche durch große Eichen, ein Rest einer alten Allee, markiert ist und dadurch einen landschaftlich reizvollen Eindruck hinterlässt. Kurz hinter dem Ortseingang in Richtung Nordosten kündigt sich die Straße nach Alte Hölle an, die Zufahrt in ein idyllisches Waldgebiet, welches ebenfalls ein Ortsteil von Reetzerhütten ist. Im Allgemeinen ist Reetzerhütten ein Straßendorf, das überwiegend aus kleineren Gehöften und Einzelhäusern, die zur Straße Vorgärten haben, besteht. Das Dorf liegt in sanfter Hügellandschaft und ist umgeben von ausgedehnten Feldfluren, die teilweise noch bestellt werden, ebenfalls von brachliegenden Ackerflächen und Wiesenfluren, auf denen die hiesige Schafherde entlang zieht und die Mutterkühe mit ihren Kälbern grasen. Am Nordrand des Ortes erstreckt sich entlang der Gärten schon der Wald, und der Ortsausgang ist erreicht. An der rechten Seite der Bundesstraße zeigt sich nun das Röben-Werk, welches schon zu Reetz gehört.
INHALT
Vorwort
Vom Fläming und seiner Landschaft
Reetzerhütten - ein Straßendorf im Fläming
Alte Hölle - eine Idylle im Wald
Mahlsdorf - ein Landstrich voll natürlicher Schönheit
Das Gebiet der Brandtheide
Die Geschichte der Wiesenburger Herrschaft
Die Brandts von Lindau
Die Herren von Trotta gen. Treyden und von Watzdorff
Wiesenburg-Mahlsdorfer Teil
Die Schmerwitzer Linie
Der Familienname Lindau
Entstehung der Hüttendörfer
Das 17. Jahrhundert
Ersterwähnung und Namensdeutung von Reetzerhütten
Von der Helle zur Hölle
Mahlsdorf hervorgegangen aus einer Schäferei
Kalotsche eine wüste Dorfstätte
Die ersten Bewohner auf der Hütte
Die Pech- oder Teerhütte
Das 18. Jahrhundert
Die wirtschaftliche Entwicklung
Forstverwalter Peter Wiedeke
Rechte und Pflichten der Untertanen, Abgaben an die Herrschaft
Erbkaufvertrag zwischen dem Gerichtsherrn auf Schmerwitz und George Kühn
Zur kirchlichen Verfassung
Eingepfarrt zu Reetz
Das Rittergut Mahlsdorf
Das 19. Jahrhundert
Zur Verwaltung
Die Dorfschulzen, Gemeindevorsteher und Bürgermeister
Gerichtsbarkeit
Bau einer eigenen Schule
Anlegen eines Begräbnisplatzes
Das Forsthaus zu Reetzerhütten
Bau einer Kreischaussee
Der Wald als Erwerbsquelle
Flurnamen in und um Reetzerhütten
Handel mit Heidelbeeren, Pilzen und Reisbesen
Die Holzriesen sind Lebenszweck
Das Rustschneiden war ein hartes Brot
Die Entstehung der Dampfschneidemühle "Carlswerk"
Forst und Jagd
Auf, auf zum fröhlichen Jagen
Handel und Gewerbe
Das Dorfgasthaus "Neue Welt"
Ein Lokal und drei Bezeichnungen
Gemischtwarenladen Stolle
Handwerk hat goldenen Boden
Der Wachshandel ein Handwerk mit langer Tradition
Auf den Spuren vergangener Handwerksbetriebe
Die Bockwindmühle von Müller Kuhle
Die Ziegelei eine erloschene Industrie
Das Schuhmacherhandwerk
Ein Stück Romantik im Dorf ist mit dem Schmiedehandwerk verschwunden
Die ersten Jahrzehnte unseres Jahrhunderts
Die Lösung der Wasserversorgungsfrage
Die ersten Jahrzehnte des 20. Jahrhunderts
Die Lösung der Wasserversorgungsfrage
Der Erste Weltkrieg 1914 - 1918
Helden aus einem stillen Dorf
Das Kriegerdenkmal
Vom Backofen zur Bäckerei
Die Gründung der Freiwilligen Feuerwehr
Vom Signalhorn und der Handbimmel
Köhlerei Reetzerhütten
Hurra, der Filmonkel kommt
Licht und Kraft durch Elektrizität
Geheimnisse mitten im Wald - Alte Hölle im April 1945
In der Schulchronik geblättert
Alte Hölle - eine Idylle im Wald
Zur Gemeinde Reetzerhütten gehört der Ortsteil Alte Hölle, ein verborgener interessanter Winkel in der weitläufigen Landschaft des Flämings. Hier, wo es vor Jahrhunderten nur ein Forsthaus gab und wo Teerbrenner, Pechsieder und Waldarbeiter wohnten, ist heute diese Unberührtheit der Natur durch das inzwischen sehr bekannte und beliebte "Waldhotel" zum Mittelpunkt geworden. So abgeschieden wie sich das Haus auch präsentiert, bietet es doch seinen Gästen vielfältige Wander- und Ausflugsmöglichkeiten in einer intakten Natur und einen guten Rahmen für einen erholsamen Aufenthalt bei ländlicher Küche. Früher schon suchten die schöne Siedlung viele Besucher aus nah und fern auf. Manchmal gibt es sogar ein buntes Konzert, wenn Kuckuck, Drossel, Fink und Nachtigall Lust zum Musizieren bekommen. Ja, es ist schon zu begreifen, wenn es gerade die Städter wie mit magischer Gewalt in die wunderbare Einsamkeit des Waldes zieht. Hier kann man ausruhen und träumen, die würzige reine Luft und der bedrückende Lärm auf den Straßen sowie des werktags Sorgen und Plagen liegen so fern. Denn dieses idyllisch gelegene Fleckchen mitten im Wald, umgeben von einer vielfältigen Mischung der Bäume, wie Buchen, Lärchen, Fichten und Kiefern, lädt gewiss zum Verweilen ein. Hier findet man viele markante Bäume, die unter Naturschutz stehen. Zum Beispiel die Rotbuche an der Straße hinter dem Hotel, die einen Umfang von 4,20 m aufweist, ist nicht zu übersehen. Auf dem Gelände am westlichen Zaun ragt eine Winterlinde mit einem Umfang von 4,46 m und einer Höhe von etwa 35 m empor. Zwischen Haus und Straße steht eine 3,70 m starke Sommerlinde. Erwähnenswert sind natürlich noch die alten Lärchen im Buchenmischwald. Eine davon ist die größte und älteste Lärche im Hohen Fläming und hat als stärkste einen Umfang von 2,85 m. Jeder, der diese landschaftlich reizvolle Insel der Erholung kennt, mag sie so in Worte fassen:
"Wenn es schon in der Hölle so schön ist, wie muss es da erst im Paradies sein!"