ziesar
Inhaltsverzeichnis


Das städtische Elektrizitätswerk


Bericht zum Licht aus dem "Anzeiger von Ziesar" 1905


Beschlüsse zum Bau des Elektrizitätswerkes
Ein Blick ins Lexikon
Das erste elektrische Licht für Ziesar
Technische Daten
Städte, die sich in Ziesar Rat holten
Veränderungen und Modernisierungen
Jubiläum 20 Jahre Stromversorgung
Jubiläum 30 Jahre Stromversorgung
In Görzke brennt im November 1922 das erste elektrische Licht
Anfänge der Stromversorgung nach dem Krieg
Das E-Werk in Ziesar und seine heutige Nutzung
Überlandwerk Jerichow
Das Überlandwerk Jerichow II und seine Genossenschaften
Die Schaltstation Steinberg
Vorsicht Starkstrom!
Bericht über die Versammlung d. Vertreter d. Elektrizitätsgenossenschaft
Plan für Überspannung liegt aus
Verhandlung über Entschädigung
Zum Stand der Diskussion am 30. August 1930
Glättung der Wogen durch den Enteignungs-Kommissar
Lichtbälle - in jedem Ort wurde das erste Licht gefeiert
Die Stromversorgung in der Eulenmühle bei Glienecke
Turmstationen unter Schutz
Stumme Zeitzeugen in den Orten
Aufnahme Stromversorgung Bereich Ziesar (Überblick)
Aus den Brigadebüchern zur DDR-Zeit
Die Arbeit mit der Patenklasse
Firmengeschichte des Stromversorgers nach dem 2. Weltkrieg
Ausbau des Stromnetzes Ziesar ab 1990
Trafo-Stationen (Übersicht)
Statistik 100 Jahre Stromversorgung in Ziesar

Aus dem Inhalt

Das Überlandwerk Jerichow II und seine Genossenschaften Originaltext aus dem Anzeiger von Ziesar , 17. Oktober 1925 Das Überlandwerk Jerichow II hatte am 17. Oktober ds. Jahres einen großen Tag. Außer einer Grundsteinlegung in Steinberg wurde am selben Tage eine bedeutsame Zusammenkunft in Görzke veranstaltet. Pünktlich um 10 Uhr hatten sich die Mitglieder des Aufsichtrates mit den bevollmächtigten Vertretern der 15 Elektrizitätsgenossenschaften im Kreise Jerichow I, die vom Überlandwerk Jerichow II beliefert werden, in Steinberg eingefunden außer einem Kreise von geladenen Herren und einer großen Anzahl sonstigen Interessenten. Es handelte sich um die Grundsteinlegung für deine Schaltstation bzw. Für ein Schaltwärterwohnhaus. Der Geschäftsführer des Überlandwerkes, Herr Direktor Greve, eröffnete den Akt mit freundlichen Worten der Begrüßung. Unter Schilderung des Zweckes und Zieles der Anlage bat alsdann Herr Direktor Greve den Vorsitzenden des Aufsichtsrates des Überlandwerkes, Herrn Landratsamtsverwalter, Regierungsrat Dr. Bleckwenn-Genthin, die ersten Hammerschläge zu vollziehen. Herr Regierungsrat Dr. Bleckwenn ergriff darauf den Hammer und sprach folgende Worte: "Ich habe die Ehre der Grundsteinlegung zu diesem Gebäude zu vollziehen. In dem ich den Segen des Himmels über das begonnene Werk herabflehe, möchte ich zum ersten an das ehrwürdige Wort der heiligen Schrift erinnern, von dem alles Geschaffene seinen Ursprung nahm: "Es werde Licht!"
Zum zweiten wollen wir uns dessen bewusst sein, dass wir nicht nur eine Licht-, sondern auch eine Kraftquelle gewinnen:
"Paart sich Kraft mit Wissenschaft,
Setzt alle Räder sie in Schwung.
Wo kühn der Geist uns Wege weist,
Spürt alles die Erleichterung."
Zum dritten gilt unser Festgruß dem einträchtigen Zusammenwirken der Genossenschaften mit unserem Werk:
"Tausend junge Kräfte regen,
Reichen sich zum Bund die Hand,
Des Gemeinschaftsgeistes Segen
Ströme auch durch dieses Land!"
Als Nächster nahm Herr Landrat Gebhardt Burg das Wort, in dem er unter den drei Hammerschlägen ausführte: "Ich wünsche Licht für meinen Kreis Jerichow I und hole es von Jerichow II. Ich wünsche Licht dem deutschen Vaterlande. Ich wünsche Licht allen Parteien, das es sie führe zur Einigung".
Der Bauausführende, Herr Architekt Schindelhauer Großwusterwitz verlas die einzumauernde Urkunde, die in Reimen Zweck und Ziel des Baues festlegte und die die Namen der beiden Landräte, der Aufsichtsratsmitglieder und der Geschäftsleitung des Überlandwerkes trug. Weiter waren die in Frage kommenden vertretenen Elektrifizierungsgenossenschaften aufgezählt. Die Einmauerung dieser Urkunde gingen ebenfalls die drei Hammerschläge voraus. Zum Schluss dieser feierlichen Handlung folgten einige von Herrn Direktor Greve gegebenen Erläuterungen, denen sich die Besichtigung von bereits ausgeführten Anlagen anschloss.
Nun ging es zurück nach Ziesar, von wo die gemeinschaftliche Fahrt nach Görzke erfolgte. Gegen 80 Teilnehmer versammelten sich dort im Hotel Räck. Hier gab zunächst Herr Direktor Greve nach herzlichen Worten der Begrüßung einen geschichtlichen Überblick über die Entwicklung des Überlandwerkes und seiner Genossenschaften im Kreis Jerichow I.
Den ersten Genossenschaften Zitz, Rietzel und Theeßen, die sich vertrauensvoll dem Unternehmen anschlossen, folgten Grabow, Schopsdorf, Böcke, Küsel, Wenzlow, Glienecke, Dretzen, Köpernitz, Grüningen, Steinberg und Bücknitz. Eine Fülle ernster, sorgenvoller Arbeit, aber auch voll frisch pulsierender Tatkraft erschloss sich den Hörern. Und umso berechtigter erschien die herzliche Mahnung: Was du ererbst von deinen Vätern, erwirb es, um es zu besitzen.
Herr Rektor Lerche Kirchmöser, Mitglied des Aufsichtsrates, hielt einen eingehenden Vortrag über die Geschichte des Überlandwerkes. Der heutige Tag bedeute einen Wendepunkt in der Entwicklung des Werkes Jerichows II, besonders bezüglich seiner Beziehung zum Kreise Jerichow I. Der Redner rief die mancherlei Sorgen und Nöte ins Gedächtnis zurück, die das Werk besonders in der Nachkriegszeit zu überwinden gehabt, und schilderte dann dessen unausgesetzte Bemühungen, auch in die entlegensten Orte des 1. Kreises die elektrische Energie für einen möglichst billigen Preis zu leiten. Die Gemeinde Zitz sei da bahnbrechend für die elektrische Versorgung des 1. Jerichower Kreises gewesen, und heute könne mit besonderer Befriedigung festgestellt werden, dass bereits 15 Elektrizitäts-Genossenschaften in Jerichow I sich an das Überlandwerk Jerichow II angeschlossen haben,
Der Vorsitzende knüpfte daran die Hoffnung, dass auch die übrigen nicht versorgten Gemeinden diesem Beispiel folgen möchten, denn je größer der Kreis, je größer die Leistungen.
Über die Entstehung der 15 Genossenschaften und ihre Auswirkungen sprach dann her Hauptlehrer Bener Grabow.

20 Jahre - Elektrizitätswerk Ziesar 1926

Zeitungsbericht vom 22. Februar
Unserem Elektrizitätswerk galt gestern Vormittag ein Besuch der städtischen Körperschaften und der Beleuchtungsdeputation, zu dem Herr Bürgermeister Beer eingeladen hatte. Der Zweck dieser Besichtigung war, zu beweisen, das das städtische Elektrizitätswerk technisch wieder voll und ganz auf der Höhe und dass die Versorgung unserer Einwohnerschaft mit Kraft - und Lichtstrom durchaus gesichert ist. Dieser Beweis wurde einwandfrei erbracht. Die Maschinen - zwei Dieselmotoren und ein Dynamomotor - arbeiten nach Ausführungen gründlicher Reparaturen wieder zuverlässig und das alte Schmerzenskind, die Batterie, wurde durch eine neue ersetzt. Die Vornahme dieser durchgreifenden Reparaturen war beschlossen worden, nachdem die Stadtvertretung den Anschluss an das Überlandwerk abgelehnt hatte. - in einer Denkschrift hatte Herr Bürgermeister Beer die Entwicklung unseres vor 20 Jahren gegründeten Werkes beleuchtet und insbesondere auf die großen Schäden hingewiesen, die die Kriegsjahre und die Inflation dem Werke zugeführt haben. Eine Ansprache an die Erschienen ergänzte den Bericht und wies insbesondere nach, dass die zum Ausbau des Werkes beschlossene Anleihe von 20.000 Mark nicht angegriffen zu werden brauchte. Sämtliche Reparaturen sind durch die aufgenommen Stromgelder bezahlt worden. Es konnte auch bereits mit der Rücklage einer Reserve begonnen werden. Den Wünschen, nunmehr eine Verbilligung der Strompreise eintreten zulassen, hofft die Verwaltung mit Eintritt des neuen Etatsjahres (Haushaltsjahr) entsprechen zu können, Herr Bürgermeister Beer schloss seine Ausführungen mit dem Wunsche, dass das Werk sich gedeihlich weiter entwickeln möge, und dankte besonders allen, die an der Durchführung der vielen Arbeit mitgeholfen haben. - Die Teilnehmer an der Besichtigung waren vollauf befriedigt von dem guten Stande des Werkes und seiner Führung, und es bleibt nur zu hoffen, dass wir auf absehbarer Zeit von derartigen folgeschweren und kostspieligen Reparaturen verschont bleiben.